Gesundheitssystem und Umweltbelastung
Gemäss dem Lancet Countdown (2023), Ist das globale Gesundheitssystem verantwortlich für 5.2% aller Treibhausgasemissionen, das ist fast 2 mal so viel wie Flugverkehr. Wäre das Gesundheitssystem ein Land, wäre es der 5. grösste Verursacher von Treibhausgasen weltweit. In der Schweiz ist das Gesundheitssystem verantwortlich für 6.7% der Treibhausgasemissionen, vor allem durch den Spitalsektor. Die grosse Mehrheit dieser Emissionen sind indirekt, bedeutet, sie werden nicht im Spital produziert sondern an Orten welche für das Spital Leistungen erbringen (Produktion von Einweg-gütern, Medikamenten, etc.)
Was verursacht diese Umweltverschmutzung?
Gemäss dem Shift Project, einer Studie aus Frankreich zu den Energieumsätzen in 2023, verursachen Medikamente, den grössten Teil von Treibhausgasemissionen, was deren Produktion, Verpackung, Transport, Verwendung und Recycling beinhaltet. Der 2. Grösste Sektor sind medizinische Produkte sonst, zum Beispiel Ausrüstung, Bildgebende Tests, biologische Analysen, etc. Danach kommen konventionellere Sektoren wie Patient*innen und Belegungs-verpflegung, Transport, Abfallentsorgung, etc. Diese Emissionen kommen hauptsächlich durch Spitäler zustande.

Wie sieht es in der Schweiz aus?
Die untenstehende Grafik, stammt aus einem Artikel, welcher 2023 im Lancet veröffentlicht wurde. Sie zeigt, dass das schweizerische Gesundheitssystem zwar qualitativ sehr hochwertig, aber auch sehr viel umweltverschmutzender ist als andere Länder mit ähnlicher Qualität. Das zeigt auch die Ungleichheit betreffend Emissionen und Zugang zu Gesundheitsversorgung: Die Länder mit schlechterer Gesundheitsversorgung sind auch diese, welche am wenigsten Umweltverschmutzung verursachen. Das stellt auch eines der vier grossen medizinethischen Prinzipien, die Verteilungsgerechtigkeit infrage.

In Richtung Wandel
Im Rahmen dessen, hat die Schweizer Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) 2022 eine Roadmap zu umweltbewusster Gesundheitsversorgung in der Schweiz veröffentlicht. Diese behandelt die Umwandlung des schweizerischen Gesundheitssystem hin zu mehr Nachhaltigkeit und dem Einhalten von planetaren Grenzen. Drei Hauptstrategien wurden identifiziert, um auf verschiedenen Ebenen zu handeln.

Somit ist eine Umwandlung des Gesundheitssystems absolut notwendig, nicht nur um dessen ökologischen Fussabdruck zu verringen, sondern auch um es widerstandsfähiger zu machen, in Angesicht der Herausforderungen und gesundheitlichen Problemen, welche durch den Klimawandel verursacht werden.
Was kann ich tun ?
1/ Informiere dich und diskutiere das Thema: Zum Beispiel mit dieser Broschüre, geschrieben von H4F studierenden und veröffentlicht in der Revue Médicale Suisse in 2024.
2/ Werde aktiv in Spitälern: in der Schweiz haben viele Spitäler eine Stelle verantwortlich für ökologisch nachhaltige Pflege. Frage bei deiner Institution nach oder organisiere ein Treffen mit Mitarbeitenden, welche am Thema interessiert sind.
3/ Werde aktiv in der Praxis: Die FMH bietet gratis ein Toolkit an, um deinen ökologischen Fussabdruck abzuschätzen. Lösungen zeigt zum Beispiel dieser Artikel der Revue Médical Suisse auf.
4/ Werde Aktiv in Vereinigungen: Health for Future ist nicht alleine im Kampf gegen den Klimawandel. Um andere Vereinigungen in verschiedenen Gebieten zu finden, hier einige nützliche Links:
- Doctors for XR: eine Gruppe Ärzt*innen welche die Forderungen von extinction rebellion unterstützt. (www.facebook.com/doctors4xr.ch)
- Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz: eine Gruppe von Ärzt*innen welche sich um Umweltschädigung und die dadurch verursachten Gesundheitsschäden sorgt. (www.aefu.ch)
- Engagés pour la santé: eine überparteiliche Vereinigung, die konkrete Vorschläge für die Entwicklung eines fairen und umweltfreundlichen Gesundheitssystems macht. https://engagespourlasante.com
Individuelle Handlungen sind wichtig, aber eine grundlegende Veränderung der Gesundheitssektors ist notwendig: Anstatt nur in akutpflege an Spitälern zu investieren, ist es dringend notwendig, Prävention und Gesundheitspromotion zu reevaluieren und fördern. Als Erinnerung: Die Schweiz investiert aktuell weniger als 2% des Gesundheitsbudgets in Prävention.
